Standorte der Anknüpfungspunkte:
Hintergrund
Die ehemalige Wurzener Teppichfabrik mit ihren Glanzzeiten in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sollten die Anknüpfungspunkte für die künstlerischen Installationen sein. Die Produktion der europaweit sehr erfolgreichen Wurzener Teppiche wurde 1996 eingestellt - doch das Können der einst dort arbeitenden Menschen ist in Wurzen noch vorhanden.
Hunderte von Musterbüchern und -zeichnungen sind aus der gesamten Produktionszeit vorhanden, die zum Teil Anregungen für die Installationen gaben.
Orte
In Wurzen entstanden durch Häuserabriss viele Lücken in der historischen Bausubstanz, die zu Leerplätzen mit freistehenden Giebelwänden führten. Einige diese Seitenwände, aber auch die Baulücken selbst, wurden nach ihrer Prägnanz im Stadtbild ausgewählt und unter dem thematischen Gesichtspunkt der ehemaligen Teppichfertigung gestaltet. Dabei wurden nicht nur die "schönen" Orte ausgesucht, sondern auch jene, deren verborgene Schönheit es erst zu zeigen galt.
1. + 5. Anknüpfungspunkte
Christiane Werner
Harmonische Kreisflächen verweisen auf das „Unvollkommene" der Orte und gestalten als große farbige Punkte Mauern und Orte, die an Vergangenes erinnern. Die ANKNÜPFUNGSPUNKTE wurden in Fresco-Technik mit Pigmenten auf frischen Kalkputz gemalt. Sie geben mit einem Blick auf verwaiste Nischen und Lücken Platz für neue Ideen - auch symbolisch als phantasievolle Öffnungen im Mauerwerk - die zukünftige Pläne frei legen.
Bewahren, Erinnern und Erneuern spielen bedachtsam in diesem Sinne mit Alt und Neu, mit Innen und Außen. Die Mauern bleiben bewusst in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit. www.karandash.de
2. Teppichblüte
Philipp Fritzsche
Eine der vielen „Blütezeiten" Wurzens war die Zeit der Teppichindustrie. Die Arbeit TEPPICHBLÜTE soll ein Zeichen/ein Symbol dieser vergangenen Tradition in die Stadt tragen. Die Erinnerungen sollen mit dieser auch heiteren Arbeit aber keinen „Staub" anlegen, sondern in „Bewegung" bleiben. Es ist kein Gegenstand, der unmittelbar aus der Teppichfertigung stammt, sondern bewusst ein Objekt, das für Jeden eine Verknüpfung zum Teppich bietet.
Das Material, Edelstahl, steht gegen Vergänglichkeit und für Erhalt und Bewahrung. Es ist ein gebogenes Rohr, das aus seiner Standsäule heraus nach drei schwungvollen Bögen (einen Dreipass bildend) in den Schaft zurückkehrt.
3. Der fliegende Teppich
Franziska Möbius
In einer Freifläche in der Färbergasse hängt der Zauberteppich, der nur von einem Betrachtungspunkt aus als Ganzes zu sehen ist. Von allen anderen Blickwinkeln aus sind es nur im Raum schwebende Bruchstücke, wie ein geheimnisvolles Puzzle. Ein verwirrendes Spiel mit Anknüpfungspunkten. Die Installation bezieht sich auf die konkrete Historie der Wurzener Teppichfabrik und spielt mit Glanzzeiten, Vergänglichkeit und Illusionen - wenn sich die Versatzstücke der Erinnerung für einen Augenblick vereinen. Das Muster ist dem Teppicharchiv entnommen und war ein typisches Muster aus der Produktionsphase der Teppichfabrik.
4. Belesen - Ausnähen worauf wir stehen
Frank Brinkmann
Diese sozialisierte Kunst in der Stadt Wurzen ist ein gemeinsames Ergebnis von 140 Menschen. Schüler und Erwachsene verschiedener Altersgruppen waren involviert. Als Akteur und Rezipient in einer Person wird der Arbeitsprozess zum Bestandteil der persönlichen Interpretation und Einflussnahme auf das öffentliche Resultat. Multiplikation in den Familien, Schulen und Vereinen verankert diese Auseinandersetzung mit der Design- und Industriegeschichte der Stadt in einem Querschnitt der Bürgerschaft. Die Vielzahl der Standorte verschiedener Mosaike lässt eine zufällige, unaufdringliche Begegnung im Stadtgebiet zu. Die Mosaike befinden sich u.a. auf den Schultreppen, in der Albert-Kuntz-Straße und in der Straße des Friedens (siehe Karte).
6. Kleiner Garten für Rosa Marie
Heinke Binder
Am Fuße des Domberges liegt eine kleine Grünfläche, die mit Holunder, Birnbäumen, und einem Ahorn bestanden ist. Dieser kleine Flecken ist für den Platz wichtig - auch dass er als Garten erhalten bleibt. Ich würde gerne diese Fläche mit einer Mauer fassen, auf deren Krone man sich setzen kann. Aber nicht eine schnurgerade Klinkermauer, sondern eine geschwungene mit einem eingewirkten Muster wie ein Perlenarmband. Mauerverbände lassen mit einfachen Mitteln ähnliche Muster zu, wie geknüpfte Teppiche und aufgefädelte Perlen. Über diesen Umweg des Mauermusters möchte ich eine kleine Erinnerung an Rosa Marie Bötticher schaffen. Ringelnatz` Mutter beschäftigte sich mit der Perlenstickerei. Ein wenig mit Strauchrosen und Blumenzwiebeln nachgepflanzt und die Bäume etwas beschnitten, könnte dieser Ort zu ihrem kleinen Garten werden.
Quelle: Flyer "Anknüpfungspunkte - Als die Teppiche fliegen lernten"