Wurzen am Lutherweg
Wer auf dem Lutherweg Wurzen quert, kann auf ganz besondere Weise Reformationsgeschichte entdecken. Es ist alles da - u. a. das fast im Originalzustand erhaltene Schloss, 1491 bis 1497 erbaut, eines der ältesten Schlösser Deutschlands und bis 1581 Sitz der Meißner Bischöfe. Hier wurde nachweisbar Reformationsgeschichte geschrieben. Luther selbst hat zwar nie einen Fuß nach Wurzen gesetzt.
Mit „Denn was kann Wurzen mit seiner ganzen bischöflichen Herrlichkeit anderes darstellen gegenüber solchem teuren, edlen, sich nahestehenden und reichen Blut als eine nichtswürdige Laus?" äußerte er sich 1542 in einem Brief an die verschwägerten sächsischen Herrscher Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Moritz. Dieser Schriftwechsel fand im Rahmen des so genannten „Fladenkrieges" (Wurzener Fehde) statt.
Wurzen und das Wurzener Land (Stift Wurzen) waren nach der 1485 erfolgten Leipziger Teilung unter die gemeinsame Schutzherrschaft der Ernestiner und Albertiner gestellt. Das Stift Wurzen war weltlicher Besitz des Bistums Meißen. Beide sächsischen Linien waren letztendlich zwar auf eine Trennung von Kirche und Staat in diesem Gebiet aus, jedoch hatte Kurfürst Johann Friedrich eigenmächtig vom Stift eine Türkensteuer gefordert, die das Stift nicht zahlen wollte. In der Karwoche März 1542 zogen auf Befehl des Kurfürsten Johann Friedrich die Torgauer Geharnischten nach Wurzen aus, um die Gelder zur Finanzierung des Türkenkrieges einzutreiben. Das war zumindest der Anlass; tatsächlich aber handelte es sich um massive Eingriffe Johann Friedrichs in die Befugnisse des Stifts Wurzen im Zusammenhang mit seinen Bestrebungen, die Reformation durchzusetzen. Herzog Moritz seinerseits liebäugelte damals mit der Kurfürstenwürde und rückte dem ungeliebten Vetter mit einer eigenen Streitmacht entgegen.
Luther und Landgraf Philipp von Hessen gelang es, den Streit zwischen den beiden Regenten zu schlichten. Und da die Geharnischten beim Abzug mit Osterfladen bewirtet wurden, wird die Wurzener Fehde auch „Fladenkrieg" genannt.
An wenigen Orten entlang des Lutherweges ist noch so viel originale Bausubstanz erhalten, wie in Wurzen. Neben dem Schloss ist der Dom zu sehen. Wurzen ist eine der fünf Domstädte, die es in Sachsen gibt. Der Dom St. Marien wurde 1114 geweiht.
Seit 1542 werden im Dom evangelische Gottesdienste abgehalten. Das ist insofern bemerkenswert, weil die katholischen Bischöfe noch bis 1582 nebenan im Schloss residierten.
Vor dem Dom steht der Lutherbrunnen, der vom Domkapitel und angesehenen Wurzener Bürgern gestiftet wurde. Im Dom ist Luther mehrfach präsent. So ist im Westchor am Geländer der Sängerempore ein Bronzerelief mit dem Bildnis Luthers und dem Anfang seines berühmten Liedes „Eine feste Burg ist unser Gott" zu sehen. Dieses Bronzerelief gehört zu der von Georg Wrba 1931/1932 geschaffenen Innenausstattung des Domes.
Ein Urenkel Luthers, Johann Martin Luther (1616-1669), Eigentümer des Rittergutes im benachbarten Hohburg, war von 1649 bis zu seinem Tod Stiftsherr im Wurzener Dom. An ihn erinnert eine Gedenktafel im Ostchor. Von seiner ersten Frau Regine existiert eine gut erhaltene Grabplatte. Zu sehen ist diese gleich hinter dem Windfang im südlichen Seitenschiff.
Übrigens war Johann Wilhelm Luther, Sohn des Johann Martin Luther, aus der zweiten Ehe mit Margarete Sophie, geborene Hülsemann, ebenfalls Stiftsherr im Wurzener Dom.
In der Tourist-Information Wurzen erhalten Sie den Stempel zum Lutherweg!
Standorte der Hinweisschilder:
Roitzscher Weg - gegenüber der Katholischen Kirche
Stadtkirche St. Wenceslai
Dom St. Marien
Muldentalbahn-Radweg aus Richtung Dehnitz kommend
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